Blick unter die Farbschichten – Moderne Infrarottechnik bringt neue Möglichkeiten zur Erforschung des Margaretenaltars | 17.07.2025
Heute wurde im Paderborner Dom ein besonderes Kapitel kunsthistorischer Forschung aufgeschlagen: Unser berühmter Margaretenaltar wurde mit modernster Infrarottechnik untersucht. Die Anwendung dieser Technologie ermöglicht es, unter die sichtbaren Farbschichten zu blicken und verborgene Vorzeichnungen freizulegen. Damit eröffnen sich faszinierende Einblicke in den Entstehungsprozess des spätgotischen Werkes.
Der Margaretenaltar im Westchor des Paderborner Doms gilt als eines der herausragenden Kunstwerke Westfalens und stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Geschaffen wurde er um 1500 von Gert van Loon – einem Meister der spätmittelalterlichen Malerei. Sein zentrales Thema ist das Jüngste Gericht, meist dargestellt in farbenprächtigen, detailreichen Tafelbildern.
Die heutigen Untersuchungen erfolgen im Rahmen eines kunsthistorischen Forschungsprojekts unter der Leitung von Restauratorin Gisela Tilly. Ziel ist es, dem Werk und seinem Schöpfer näherzukommen: Was lässt sich aus den freigelegten Unterzeichnungen über Arbeitsweise, Planung und Kompositionsentwicklung sagen? Welche künstlerischen Entscheidungen wurden im Verlauf der Entstehung getroffen – und vielleicht auch wieder verworfen?
Im Mittelpunkt der laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen steht das Ziel, sowohl den Margaretenaltar als auch das Gesamtwerk Gert van Loons besser zu erschließen. Gleichzeitig leisten die Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Erhaltung des Altars. Der Einsatz moderner Infrarottechnik im Zusammenspiel mit historischer Bausubstanz verdeutlicht, wie Erkenntnisse über vergangene Epochen durch zeitgemäße Methoden systematisch erweitert werden können – gerade an einem Ort wie dem Paderborner Dom, an dem Kunst, Glaube und Geschichte in besonderer Weise aufeinandertreffen.