Der Kapitelsfriedhof und seine neuere Geschichte | 01.11.2025

Zu Allerheiligen wollen wir uns einmal der Geschichte unseres Kapitelsiedhofs widmen. Aber was ist das eigentlich? Ein Kapitelsfriedhof?
Hier werden seit 1864 die Domkapitulare des Metropolitankapitels beerdigt, sofern sie dies wünschen. Aber nicht in klassischen Erdgräbern, so wie wir das von den meisten Gemeindefriedhöfen gewöhnt sind, sondern in Kammergräbern.

Die neuere Geschichte unseres Kapitelsfriedhofs lässt sich nicht ohne den 22. März 1945 erzählen. Ab 21 Uhr warfen neun britische Mosquito-Flugzeuge rund 17 Tonnen Bomben ab, die unseren Dom und seine Umgebung trafen. Besonders der Kreuzgang wurde dabei schwer beschädigt; 41 Personen verloren ihr Leben.

Der Kapitelsfriedhof 1907 Metropolitankapitel Im Jahr 1907 sah der Kapitelsfriedhof noch ganz anders aus, als wir es heute gewohnt sind. Der Kreuzgang war von verschiedenen Fachwerkhöfen umbaut – hier wohnte zum Beispiel der Hausmeister des Generalvikariats – und der Innenhof war durch Efeu und andere Begrünung geprägt. Grabplatten fanden sich verteilt im Hof, waren zum Teil mit Kreuzen überbaut, und durch das Gelände führten unbefestigte Wege. Ein kleines, etwas wildes Paradies im Herzen Paderborns.

Doch die Bombardierung vom 22. März 1945 hat nicht nur den Kreuzgang und Teile des Doms schwer beschädigt, sondern auch den Kapitelsfriedhof. Die Begrünung fiel den Flammen zum Opfer, und viele der Grabplatten wurden durch die Bombeneinschläge beschädigt.
Überreste einer der Luftminen, die den nördlichen Kreuzgang getroffen hat, lassen sich übrigens heute noch auf dem Kapitelsfriedhof finden.

Nodgang des Kreuzganges nach den Bomberdierungen am 22. März 1945 Gesprungene Graplatte Metropolitankapitel

Bis 1960 war der Kreuzgang wieder aufgebaut, und auch der Kapitelsfriedhof hatte eine neue Form gefunden. Es gab allerdings bald neue Probleme. Nicht nur das Regenwasser von den Dächern des Kreuzgangs, sondern auch vom Dach des großen Seelsorgeamtes, das im Norden an den Kreuzgang anschließt, wurde über Fallrohre auf den Kapitelsfriedhof geleitet. Hier befand sich ein Betongraben, der den Friedhof umgab und in einen Sickergraben führte. Allerdings war der Sickerschacht über die Jahre verschlammt, sodass er den Wassermasse nicht mehr Herr wurde. Besonders bei Tauwetter nach Schneetagen verwandelte sich der Kapitelsfriedhof in ein Schlammfeld. Es musste eine Lösung her.

So traf das Domkapitel die schwierige Entscheidung, eine neue Abwasserlösung zu finden. Das war jedoch gar nicht so leicht, denn nicht nur mussten die Wasserrohre des Seelsorgeamtes und des Kreuzgangs an die städtische Kanalisation angeschlossen werden – es brauchte auch eine neue Drainage für den Kapitelsfriedhof. Dafür musste der Friedhof abgesenkt werden.

Die Arbeiten begannen im April 1961, und bei den Baumaßnahmen machte man die ein oder andere interessante Entdeckung.

Tieferlegungsarbeiten 1961 Metropolitankapitel

So erwiesen sich die einfachen Steinplatten, die den alten Sickerschacht abgedeckt hatten, als Überreste von Grabplatten aus dem Kreuzgang.

Die Bauarbeiten dauerten bis in den Herbst 1961. Der Kapitelsfriedhof wurde jedoch nicht nur abgesenkt und regenfest gemacht, sondern erhielt auch die Form, die wir bis heute kennen.

Der Kapitelsfriedhof in seiner neuen Form Metropolitankapitel

Ein Unterschied fällt aber auf, wenn man genau hinschaut: Der Pfauenbrunnen unter dem Dreihasenfenster fehlt noch.
Abgesehen davon, kam es erst 2015 wieder zu Baumaßnahmen auf dem Kapitelsfriedhof. 54 Jahre nach der letzten Erneuerung der Drainage war es wieder an der Zeit, sich des Themas Wasser auf dem Kapitelsfriedhof anzunehmen. Glücklicherweise reichte diesmal eine Sanierung der Drainage aus, und der Friedhof musste nicht erneut tiefergelegt werden.

Der Kapitelsfriedhof heute mit Bienenstöcken Kira Niehues / Metropolitankapitel

Im Frühjahr 2017 gab es dann das letzte Update für unseren Kapitelsfriedhof. Die befestigten Wege wurden neu gepflastert, Sitzmöglichkeiten geschaffen, und auch die Bepflanzung wurde erneuert. Inzwischen ranken sich Rosen außen an der Gedenkkapelle entlang, und es gibt mehrere bepflanzte Inseln im Rasen, die in ihrer Größe und Form an die Grabplatten angepasst sind. Diese Pflanzeninseln unterstreichen zusammen mit dem Zierapfel neben der Sitzbank nicht nur den Charakter des Kapitelsfriedhofs als grüne Oase mitten in der Stadt, sondern bieten auch die perfekte Nahrungsgrundlage für unsere neuesten Mitbewohnerinnen.
2018 zogen nämlich zwei Bienenvölker auf unseren Kapitelsfriedhof. Inzwischen sind es sogar schon vier Völker – und noch weitaus mehr rund um den Dom –, die fleißig unseren Domhonig produzieren.